Erst seit 2021 ist Einzelkämpfer Witege mit seinem Black Metal-Projekt Withdraw aktiv, trotzdem hat er bereits (Stand Oktober 2023) acht Alben sowie diverse EPs und Compilations veröffentlicht. Mit dem vorliegenden „Struwwelpeter“ widmet er sich der Vertonung der Geschichten von Heinrich Hoffmann, die wohl ein jeder von uns als Kind schon gehört hat. Wer kennt nicht die Geschichte vom bösen Friedrich, dem Zappel-Philipp oder dem Suppen-Kaspar? Aus heutiger Sicht pädagogisch zwar höchst fragwürdig, ist es eigentlich nichts, was man unmittelbar mit Black Metal in Verbindung bringen würde. Daher zunächst die große Frage, wie gelingt es Witege das Ganze in einen schwarzmetallischen Kontext zu bringen? Stilistisch hat sich der in Wien ansässige Musiker einer avantgardistisch angehauchten Variante des Black Metal verschrieben. Samples, Keyboards und ruhige Akustikpassagen treffen auf traditionelle Black Metal Passagen, die Wechsel zwischen melodisch-atmosphärischen Parts und nordischer Raserei sorgen für Abwechslung. Aber das Hervorstechendste auf „Struwwelpeter“ sind sicher die Vocals von Witege. Flüstern, Fauchen, Brüllen, Kreischen – die Gesangsvorstellung des Meisters ist ausgesprochen intensiv. Musikalisch lässt sich der vom Label bemühte Vergleich zu Angizia für mich zwar nicht ganz nachvollziehen, aber im Hinblick auf die Gesangsvorstellung kann ich bestätigen, dass diese durchaus an Bands wie die genannten Angizia oder auch Dornenreich erinnert. Witege setzt seine wandelbare Stimme sehr gut zu den jeweiligen Songpassagen passend ein, um die Dynamik der jeweiligen Geschichte zu unterstützen. FAZIT: Withdraw ist mit „Struwwelpeter“ eine interessante und äußerst gelungene musikalische Vertonung des Kinderbuchs von Heinrich Hoffmann gelungen. Schwarze Pädagogik trifft auf Black Metal – passt doch irgendwie.
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