Frei nach dem Motto "Explosion durch Komposition" zeigt hier ein Multitalent vor, wie mitreißende Musik klingen kann: Das trotz deutschem Namen eindeutig in französischen Gewässern wütende Projekt Sühnopfer mag zwar trotz respektabler Vorarbeit bislang kaum beachtet worden sein, legt mit "Offertoire" allerdings eine Leistung aufs Parkett, die die Schuld an diesem Umstand eindeutig der Außenwelt zuschreiben kann. Mit dem kometenhaften qualitativen Aufstieg konnte man im Nachhinein betrachtet aber ebenfalls nicht rechnen - auch wenn die Rezeptur im Laufe der Jahre nur im Detail unters Messer kam. "Offertoire" verbindet die unstillbare Lust zur Raserei von Crystalium mit dem übermelodiösen Vorwärtsdrang à la Sael, ohne dabei je den Fokus des jeweiligen Stückes aus den Ohren zu verlieren oder länger vom Gas zu gehen, als es dem Protagonisten selbst Spaß macht. Es passiert jederzeit wahnsinnig viel, die Ideen und die Dramatik schießen nur so aus diesem Album heraus. Wie eine unter viel zu viel Druck stehende Sektflasche zischt, knallt und schreit es, als ob uns der jüngste Tag bevorstünde. Doch bei aller mancherorts als "Hysterie" auf den Punkt gebrachten Spielfreude sind Stücke wie das zehnminütige Schlussepos über alle Maße erhaben und zeugen von einer Hingabe, die nicht einmal hundert herkömmliche BM-Platten zusammen vorweisen können. Allein wie Ardraos aus einer kurzen Akustikpause ("Majestueux Repaire") zurückkehrt... atemberaubend! FAZIT: Statt wie so oft am Gros der leidenschaftslosen Masse zu verzweifeln, gilt es, Platten wie die Vorliegende viel Aufmerksamkeit in beide Richtungen zukommen zu lassen. Man kann schließlich nie genug Großartiges zu Gehör kriegen und wer weiß, mit genug Konsequenz wird eines Tages vielleicht mal wieder dieses undefinierbare "Großartige" wie eben "Offertoire" wieder zur Norm.
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