Mittlerweile, so hoffe ich, sind Urfaust endlich etwas bekannter geworden, haben sie schließlich durch zwei unglaublich gute Alben bewiesen, dass minimalistischer Black Metal noch lange kein Fall für das musikalische Museum ist. Auf "Geist ist Teufel" brachte es neben den vielen zermürbend geisteskranken Selbstgeißelungen auch eine gesellige Trinknummer, die dem Duo offensichtlich so gut gefiel, dass eine weitere Nebenbaustelle her musste. Um eine Frage kommt man diesbezüglich nicht herum: War es wirklich notwendig, aufgrund eines einzelnen gleich einen neuen Namen in die Welt hinauszutragen? Ich sehe "Ygwaet Gwyr Gwynn Novi" sowohl mit einem weinenden als auch lachenden Auge. Einerseits sind die sehr roh geratenen, ohne jegliche Synthetik funktionierenden und meistens sogar improvisierten "Haupt"-Stücke stellenweise richtig gut: Vom Klang her dem ersten Urfaust-Album sehr ähnlich, humpelt das keltische Schlachtross voran, erlaubt sich zwar ein paar Spielfehler, bringt aber wirklich jeden zum Mitwippen - solch deppensichere Rhythmen bekommt der durchschnittliche BM-Konsument selten zu hören. Auffällig stark im Vordergrund ist der durchwegs wirklich singende (!) Vokalist, dessen Parts einen extremen Hall vorweisen - man hat durch ihn das Gefühl, einer längst vergessenen Kelten-Feier beizuwohnen, die Jahrhunderte zurückliegt und wie ein uralter, verblichener Film an einen vorbeizieht... schlicht ausgedrückt: der pure Wahnsinn für das Kopfkino. Auf der anderen, weitaus schlimmeren Seite stehen die synthetischen Zwischenstücke, deren qualitative Bandbreite von "atmosphärisch ganz nett, aber im Prinzip repetitiv und langweilig" ("Bealach Na’ Marbh") über "zusammengeflickter Nonsens" (unaussprechliches Titelstück) bis "katastrophal für's menschliche Gehör" ("Sorcery, Witchcraft and Occult Lore") reicht. Vor allem die beiden letzten Beiträge haben eigentlich keine vernünftig begründbare Existenzberechtigung, so ungenießbar kriechen sie sich vorwärts. FAZIT: Hätten Gauhaert bloß eine Mini-Platte rausgebracht...
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