Gravferd - Demonized    GRAVFERD
    Demonized

    Release:  26.5.2006
    Label:  Northern Silence Productions
    Stil:  Symphonic Old S./ Old S. / BM W/ Deaththrash Infl.
    Spieldauer:  71 Minuten 45 Sekunden
    Punkte:  8 von 10
    Homepage:  www.gravferd.tk

    In der Datenbank seit:  24.05.2006 / 20:33:25
    Gelesen:  365x  (seit Datenbankeintrag)

Wenn eine Demo-Compilation von einer Band erscheint, der dem Großteil der schwarzmetallischen Gemeinde ein Fragezeichen auf die Stirn malt, sagt dies einiges über den bisher erzielten Erfolg aus... Gravferd sind eine der vielen Horden, die mit ihren Ideen etwas zu spät am Äther erschienen sind und somit kein allzu großes Name-Spreading erzielen konnten. Umso verblüffender erscheint die Tatsache, dass es jene Gruppe immer noch gibt und sie weiterhin daran arbeitet, zumindest einen Achtungserfolg hinzukriegen. Dieser Tage erscheint mit "Demonized" eine Zusammenfassung ihres musikalischen Werdeganges von 1997 bis 2000, die sich von anderen in einigen Punkten wesentlich unterscheidet.
Zum einen hat es - aus puristischen Gründen - kein groß angelegtes Remastering aller hier vertretenen Werke gegeben, die schon leicht abgefahrenen Bänder haben jedoch keine wichtigen Details im rauschenden Meer zurückgelassen. Ab und zu knackst es zwar, im Großen und Ganzen kann man indes eine fast ungestörte Zeitreise machen. Ein weiteres charakteristisches Merkmal wäre die schlichte Aufmachung: Lyrics, unveröffentlichtes Bildmaterial oder ausladende Biografien wurden weglassen, stattdessen gibt es wichtige Infos zu jedem Kapitel sowie Fotos zu den vier Mitgliedern, die die ganze Zeit über in der Band tätig waren. Das mag Vorteile wie Nachteile haben, mir jedenfalls zeigt diese Gestaltung, dass der Fokus des Käufers auf der Musik selbst liegen soll. Und diese zeigt vor allem eines: Sie hätte durchaus ihre Daseinsberechtigung in den Gehörgängen dieser Welt (gehabt).

Den Anfang macht "Av Hedenske Blod", das melodischste Werk auf dieser Zusammenstellung. Hoch säuselnde Gitarren mit vorüberwiegend melancholisch-kämpferischen Ideen gehen mit wirklich dezenter Hintergrundbeschallungen durch Keyboards Hand in Hand, akustische Einwürfe samt synthetischer Unterstützung lockern das vorüberwiegend schnelle Geschehen auf, wobei auf schleichende Brückenschläge natürlich nicht verzichtet wurde. Dem hier ausschließlich krächzenden Vokalisten fehlt ebensowenig an Kraft wie den fünf Kompositionen selbst, deren qualitativ herausragendes Wechselspiel zwischen atmosphärischen, unendlich traurigen Mid-Tempo-Passagen sowie meist hasserfüllt-rasenden Abschnitten einfach umwerfend klingt. Beim letzten Stück ist die schwelgerische, durch sehr gelungenen Akustik- und Tasteneinsatz erzeugte Atmosphäre erdrückend schön. Unterm Strich ein Geheimtipp, der eigentlich keiner sein sollte. (9 Punkte)

Bei dem gleich darauffolgenden Vierteiler "Nightplay" hat die Mannschaft der Synthetik komplett abgeschworen, was angesichts der superben Leistung des voran gegangenen CD-Abschnitts absolut unverständlich ist. Dafür hat das Quartett - quasi als "Entschädigung" - das Hauptaugenmerk auf ein stimmungsvolles, reichhaltiges Gitarrenspektrum gesetzt: Düstere Collagen tauschen sich mit knallenden, abartig thrashigen Riffs aus, des Öfteren werden auch Melodien verwendet, die an eine Mischung zwischen Strid und Taake erinnern - ein absoluter Traum für Nostalgiker. Leider endet kaum ein harmonisches Solo nicht in einem wildem, etwas unpassendem Griffbrett-Rumgetanze. Zum Glück verhindert das altersschwache Kassettenband, dass jene Ausfälle allzu viele Aufmerksamkeit erhaschen. "Moonlit Eyes" offenbart schließlich, wohin es die Norweger auf ihrem nächsten Streich verschlagen hat: vermehrte, eher unnötige Death Metal-Einflüsse. Diese werden glücklicherweise von der schwarzstählernen Übermacht locker überboten. Im Prinzip also ein Kleinod mit dementsprechend kleinen Abstrichen. (8 Punkte)

"The Savage Heart" wäre sicherlich eine nette Angelegenheit gewesen, wenn die bessere Vorgeschichte nicht schon zeigt, dass Gravferd eher in tiefschwarzen Sphären zu Hause sind. Zieht man die (auch nur noch mehr stellenweise) fiesen Krächzer ab, haben wir ein Brett, in das thrashige und todesmetallische Nägel eingehämmert wurden. Vom Produzenten in triefend fette Gewänder eingehüllt, wissen Beiträge wie das abwechslungsreich aufgebaute "Wishing Hell" den Hörer die letzten zwanzig Minuten über wach zu halten, ansonsten können nur noch herausgepickte Stellen begeistern. Am Ende bleibt demnach ein glanzloser Abschluss, der trotz zweifelsfrei netter Ausarbeitung keine wirkliche Substanz für einige Wochen bietet.
(6 Punkte)


FAZIT:

Sieht man von den einigermaßen lahmen Stücken auf "The Savage Heart" ab, bleibt eine mal zur Abwechslung anschaffungswerte Compilation, die vor allem für Schatztruhen-Forscher und unerschütterliche Skandinavien-Fans unentbehrlich ist. Endlich bekommen Gravferd langsam die Aufmerksamkeit, die ihnen schon längst zuteil hätte werden sollen!


TRACKLISTE:

01 - Jeg Fornekter Jesu' Ord
02 - Når Kristendom Er En Saga Blott
03 - Av Hedensk Blod
04 - De Tapte Sjelers Hevnere
05 - La Oss Slakte Guds Lam
06 - Third Eye Watchtower
07 - Nightplay
08 - Darkness Narcoticum
09 - Moonlit Eyes
10 - Burn
11 - The Savage Heart
12 - Wishing Hell
13 - The Last Infernal Dance


LINE-UP:

2006:

Larsen - Guitars
Strangulation - Drums
Abominator - Vocals
Svalestad - Guitars
Drap - Bass


AMIKKUS

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