Fragen:  Kôr   |   Antworten:  Aran   |   Übersetzung:  -   |   Datum:  01.07.2006


Lunar Aurora

Guten Abend Aran, wollen wir uns zuerst der näheren musikalischen Vergangenheit zuwenden, im September erschien euer neues Album "Mond", welches sich wiederrum von allen vorhergehenden Werken unterscheidet. Es ist wilder, rauher, doch zugleich ebenso dichter und unvorhersehbarer. Verfolgt ihr ein bestimmtes Konzept und plant ihr Alben im Voraus oder entstehen diese zufallsbedingt "aus dem Bauch heraus?"

Sie entstehen aus dem Bauch heraus und ohne Konzept. Dieser Prozess beginnt daheim an der Gitarre, wird im Übungsraum verfeinert und im Studio vollendet. In diesen ganzen Stationen durchläuft ein Lied – bis es fertig auf einem Album ist – sehr viele Einflüsse und Umwälzungen. Wir entscheiden uns auch meist erst am Ende eines Albums, welchen Klang die Lieder benötigen. Man hört sich an, was da so die letzten Monate entstanden ist und gibt dem dann einen passenden Sound. Gelingt nicht immer 100%ig, aber uns ist es wichtig, die Grundstimmung eines Albums durch den Klang einigermaßen abzurunden. Die Emotionen, die ein Lied entstehen ließen, sind in dem Moment „verwirklicht“, wo man es selbst spielt. Der ganze Prozess danach dient nur dazu, diese Momente zu verewigen und zu reflektieren.

Black Metal wird des öfteren als zur Transportierung satanistischer sowie nationalsozialistischen Ideologien verwendet; wie steht ihr zu erster und zweiter Thematik? Mittlerweile finden sich - insbesondere im deutschen Black Metal - immer mehr rechtsorientierte Gruppierungen, Satanismus hingegen ist seit den Anfängen in der extremen Musik verankert, nun jedoch wird Satanismus als unfreiwillig amüsant angesehen (Was, in Anbetracht mancher Aktionen diverser Gruppen, sogar relativ einfach nachvollziehbar ist)

Für uns ist BM nicht zwingend satanisch und politische Themen passen schon erst gar nicht hinein! Wenn man es mal auf die Spitze treibt, so müsste man sagen, dass Satanismus (und dessen Grundgedanken über alles Böse) auch rechtsradikales Benehmen bejahen sollte. Wenn schon abartig und gemein, dann richtig! Es kann sich niemand hinstellen und sagen, er wäre Satanist und dann davor zurückschrecken, Kleinkinder zu töten und zu essen. Das Böse (oder der Widersacher) beinhaltet alle Aktionen, die „das Lichte“ zerstören. Jegliche Ansätze von Liebe und Gutem sollte der Satanist im Keim ersticken... also kann er eigentlich gleich sich selbst umbringen. Das wäre die echte Konsequenz! Ich habe das natürlich jetzt absichtlich karikiert, denn mir ist schon klar, dass jeder eine eigene Auslegung bezüglich Satanismus hat... aber im Prinzip geht es immer um Zerstörung und materielle Verstrickung. Was soll also dieser ganze Kram über Satanismus?! Der Mensch kann sich auch mit seinen Schatten konstruktiv auseinandersetzen! Das abtauchen in die Dunkelheit ist nicht zwingend „satanisch“. Somit bezweifle ich also, dass die, die sich Satanisten schimpfen, verstanden haben, worum es bei der Auseinandersetzung mit „der Dunkelheit“ geht! Wer den Widersacher anbetet, sollte wissen, dass dieser keine Feiglinge gebrauchen kann. Ein selbsternannter Satanist sollte alle töten und dann sich selbst! Also bitteschön!

Da ihr ebenso über ein Leben neben der Musik/Lunar Aurora verfügt, würde sich die Frage aufwerfen, wie ihr Privatleben und Musik trennt, wenn dies denn überhaupt der Fall sein sollte. Des weiteren wäre es ebenso von Interesse, wie eure musikalische Karriere vor Lunar Aurora verlief, bevor ihr euch der extremen Musik zugewandt habt und was euch dazu bewogen hat, diesen musikalischen Weg einzuschlagen.

Ich kann mein Leben nicht aufteilen. Die Summe dessen, was ich darstelle, beherbergt auch Musik. Klar renne ich nicht immer um die Musik, aber weil ich so bin, wie ich bin, mache ich diese Musik... und weil ich so bin, wie ich bin, mache ich auch noch andere Sachen... Vor dem entstehen von LUNAR AURORA waren wir alle Schüler oder sonstige Nasenbohrer. Mich persönlich zog allerdings schon in frühester Kindheit das Morbide und Düstere an. Ich merkte schon bald, dass mir gewisse Musik hilft, diese Sehnsucht und Leidenschaft – die ich mit der „Dunkelheit“ verbinde – zu vertiefen, zu verarbeiten und zu genießen. Insofern ist die Art, BM zu spielen, ein Werkzeug, um besseren Zugang zu mir und dem Metaphysischen zu erlangen. Es ist die „Filmmusik“ meiner fliegenden Seele durch die wilde Nacht... um es mal kitschig zu sagen.

Warum gehen Lunar Aurora sowie Whyrhd, welcher zudem eines der Gründungsmitglieder dargestellt hat, nun getrennte Wege? Lässt sich dies auf schlichten Zeitmangel zurückführen oder sind die Gründe ganz woanders zu suchen?

Es ist ein Kombination aus Zeitmangel und Zeitgeist. Whyrhd ist immer noch stark im BM, aber innere und äußere Bedingungen machten es unmöglich, weiter Musik zu machen. Er wird zwar immer irgendwie Musik machen, aber eher versteckter. Ist auch nicht weiter wichtig für den Leser... wichtiger ist die Information, dass er hinter der Band steht und mit seinem Label COLD DIMENSIONS ein wichtiges Fundament für LUNAR AURORA bleibt! Insofern ist er schon noch „in“ der Band, aber auf organisatorischer Ebene.

Existieren gewisse Bands im Black Metal Sektor mit welchen ihr regelmäßigen Kontakt pflegt und mit welchen ihr euch eventuell weitere Splitveröffentlichungen vorstellen könntet?

Uh, ich bin eigentlich gar nicht so der Fan von Split-Sachen. Es muss schon was Außergewöhnliches sein, um mich zu reizen. Der Markt wird mir viel zu sehr überflutet mit Splits! Gruppe xy zieht Gruppe 0815 an Bord und beide meinen sie, in der Einheit interessanter zu sein... oder so ähnlich. Oder hier die totale Bruderschaft abzufeiern. Wir werden vielleicht noch auf einer großen „Sampler-Aktion“ in Form von Singles drauf sein, aber mehr ist nicht geplant.
Kontakt haben wir zu GRAUPEL, GRABNEBELFÜRSTEN, DARKSPACE, PAYSAGE D`HIVER, NOCTE OBDUCTA (r.i.p.), BELPHEGOR... und noch so`n paar Freaks!

Bei eurem Auftritt im Monastery (Wien) konnte ich mich des Eindrucks nicht erwehren, dass der Großteil des Publikums mehr Wert auf die - in meinen Augen - relativ uninspirierten sowie gewöhnlichen Vorgruppen gelegt hat und bei eurem Auftritt das Gebäude verlassen haben. Ich für meinen Teil sehe es doch als relativ kurios an, dass Duplikate alter Black Metal Kapellen der Neunziger immernoch ein größeres Ansehen genießen als welche, die diesen Rahmen durch Fremdeinflüsse in der Musik oder neuartige Konzepte sprengen.

Das Ganze hatte eher den Grund, dass wir aufgrund schlechter Koordination erst um 01:45 Uhr auf die Bühne konnten. Wir waren ziemlich angepisst, dass alle anderen Bands heillos überzogen haben und die Umbauten auch immer eine halbe Ewigkeit dauerten. Es ist also nur verständlich, wenn zu so später Stunde das Publikum nicht mehr ganz frisch und aufnahmefähig ist... geschweige denn noch stehen kann, weil viele schon zu tief in's Glas geschaut hatten. Alles in allem ein recht chaotischer Abend! Ich habe es auch schon auf vielen anderen Konzerten erlebt, dass der Headliner viel zu spät auf die Bühne konnte und dann ein sehr undankbares und zugedröhntes Publikum vor sich hatte. Krass war das bei unserem Konzert mit PUNGENT STENCH. Wir spielten noch vor ca. 350 Leuten und 2 Stunden später waren bei den Österreichern nur noch ca. 50 (!!!) Leute da.
Das erweckt den Eindruck, dass heutzutage leider viele Leute auf Konzerte gehen, um sich zu betrinken, sehen und gesehen werden... und der Rest ist eher nebensächlich. Ich habe es bei manchen Konzerten sogar erlebt, dass sich die Bands untereinander den Headliner-Posten zuschieben wollten, denn keiner wollte nach 00:00 Uhr noch auf die Bühne.

Die Covergestaltungen sämtlicher Lunar Aurora Veröffentlichungen/ (speziell die von "Weltenänger" sowie "Der Wanderer des Feuermondes") heben sich angenehm von der Masse ab, woher nehmt ihr die Ideen für derartige Bilder/was sind eure Inspirationsquellen?

Einfühlungsvermögen!

Wie steht ihr den diversen Religionen gegenüber? Sind sie für euch von Relevanz oder toleriert ihr diese, ohne ihnen weitere Beachtung zu schenken?

Sie interessieren mich nicht. Ich sehe keinen Grund, meine Kraft und Aufmerksamkeit durch Reibung mit Religionen zu verschwenden. Ich nehme zwar wahr, was diverse Religionen in der Welt anrichten, aber ich kann da nur den Kopf schütteln.

Du warst bei Trist´s Tiefenrausch für die Töne zuständig, könntest du in Zukunft weitere Projekte mit Timo Kölling in Erwägung ziehen?

Es wird irgendwann ein weiteres Album von TRIST geben, aber dann ohne Timo Kölling. Das hat keine persönlichen Gründe, sondern ich verfolge einfach ein anderes Konzept, wo seine Texte und seine Stimme nicht passen würden. Es ist für mich auch kein Projekt, sondern eine eigenständige Arbeit.

Vielen Dank für das Interview, Aran!



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